FSKB Info 2022
Wie elektrifiziert ist die Kies- und Betonbranche?
Um Netto-Null bei den CO2-Emissionen bis 2050 zu erreichen, muss die Kies- und Betonindustrie an noch breiterer Front elektrifiziert werden. Während die Produktionsanlagen in den Werken bereits heute einen sehr hohen Elektrifizierungsgrad aufweisen, steht die grosse Elektrifizierung im Abbauprozess und in der Logistik erst bevor. Erste Pilotprojekte mit leistungsstarken E-Baumaschinen sind aktuell im Gange.
Elektrische Energie wird beim Produktionsprozess in den Kies- und Betonwerken für viele Teilprozesse eingesetzt, etwa für den innerbetrieblichen Materialtransport mittels Förderbänder oder die Verarbeitung der Baustoffe in den Aufbereitungs- und Mischanlagen. Im Gegensatz zum Abbau und zur Logistik sind die Anlagen in den Kies- und Betonwerken bereits heute fast vollständig elektrifiziert. Die Schweizer Kies- und Betonbranche dürfte im europäischen Vergleich den höchsten Elektrifizierungsgrad aufweisen. In den Werken lautet das Gebot der Stunde: Stromverbrauch optimieren und grüne Energiequellen fördern. Eine hohe Ausnützung der Anlagenkapazität sowie die gezielte Reduktion von Leerlaufzeiten ermöglichen ein deutliches Einsparpotenzial.
Gleichzeitig setzen immer mehr Unternehmen auf emissionsarme und nachhaltige Energieträger. Erste Kiesund Bauunternehmen decken einen Teil ihres Stromverbrauchs mit erneuerbarem Strom aus Eigenproduktion. In Seewen SZ, Rubigen BE und weiteren Kiesgemeinden sind auf den Dächern von Kieswerken Fotovoltaikanlagen installiert. Im Fall Rubigen werden damit bis zu 500 000 Kilowattstunden jährlich generiert. Solaranlagen ermöglichen, erneuerbare Energie direkt in den Werken zu beziehen und indirekte Emissionen einzusparen. Innovativ zeigt sich auch ein FSKB-Mitglied aus dem Kanton Zürich, das ein Solarmodul für das Dach von Baucontainern entwickelt hat. Die Solarmodule ermöglichen, den jeweiligen Strombedarf autark mit der Sonnenenergie zu decken. Mit der Batteriekapazität der Module wird die EDV-Ausrüstung im Baucontainer mit Strom versorgt.
Die Schweizer Kiesund Betonbranche weist im europäischen Vergleich den höchsten Elektrifizierungsgrad aus.
Dank innovativen Solarmodulen erfolgt die Stromversorgung dieses Baucontainers autark.
Quelle: Holcim AG
Energieeffizientere Baumaschinen im Aufwind
Die Elektrifizierung des Antriebs ist eine Schlüsseltechnologie für klimafreundliche Baumaschinen. Immer mehr Hersteller stellen deshalb auf alternative Antriebe um. Aktuell lässt sich der Treibstoffverbrauch bei Maschinen mit dieselelektrischen Antrieben markant reduzieren. Im Kiesabbau wird zum Beispiel der dieselelektrische Radlader CAT 988K XE eingesetzt. Er verbraucht bis zu 30% weniger Kraftstoff bei vergleichbarer Leistung mit rein dieselbetriebenen Radladern. Zudem sind Dozer mit dieselelektrischem Antrieb im Einsatz. E- oder Hybrid-Lösungen für Baumaschinen mit einer grossen Nutzlast sind hingegen noch nicht ausgereift oder nur partiell im Einsatz, wie zum Beispiel mobile Brech- und Siebanlagen, welche in Bern im Einsatz sind und ausschliesslich mit Strom betrieben werden. Ein Pilotversuch im Steinbruch in Siggenthal AG, wo Kalkstein und Merkel gewonnen wird, zeigt darüber hinaus, dass der Einsatz grundsätzlich möglich ist: So werden dort autonome E-Dumper getestet. Die batteriebetriebenen, selbstfahrenden Kipper stellen eine ökologische Revolution in der Logistik dar. Vorteilhaft ist neben den ökologischen Gesichtspunkten insbesondere der fast geräuschlose, abgasfreie und sichere Betrieb.
Fast geräuschlos, abgasfrei und sicher: Tests mit autonomen E-Dumpern im Steinbruch eines Zementwerks in Siggenthatl (AG)
Quelle: Eberhard Bau AG
Elektrische LKW erfolgreich in der Betonlogistik unterwegs
In der Betonlogistik bringen vollelektrische Betonfahrmischer viele Vorteile.
Kätstli Bau AG
Die Kieslogistik bietet eine grosse Chance, die indirekten Emissionen zu senken. Die beschränkte Reichweite der E-Lösungen und der Zeitbedarf für das Aufladen der Batterie stellen allerdings weiterhin eine Herausforderung für einen wirtschaftlichen Betrieb im Kiestransport dar. Anders sieht das bei der Betonlogistik aus. Der Einsatz von vollelektrischen Fahrzeugen ist dort besonders effizient, da die Betonfahrmischer nur kurze Transportwege zurücklegen. Zahlreiche Unternehmen betreiben entsprechend bereits vollelektrische Fahrmischer sowie Elektroschlepper für Kieslieferungen. Mit jedem modernen Elektrofahrmischer werden jährlich rund 30 Tonnen CO2 eingespart. Der FSKB zieht deswegen eine positive Bilanz. Die E-Mischer sind nicht nur nachhaltiger, sondern auch deutlich leiser als herkömmliche Betonfahrmischer. Ebenso bleiben die Abgasemissionen aus, was vor allem für den Einsatz im städtischen Umfeld viele Vorteile bringt. Ein weiterer grosser Pluspunkt: Nebst dem deutlich günstigeren Betrieb sind batterieelektrische Nutzfahrzeuge in der Schweiz von der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) befreit. So kann ein Teil der höheren Anschaffungskosten über die Lebensdauer kompensiert werden. Nicht zuletzt freuen sich auch die Chauffeure über den neuen Fahrkomfort.
Zahlreiche Kiesunternehmen decken einen Teil ihres Stromverbrauchs mit erneuerbarem Strom aus Eigenproduktion.
Solaranlagen im Trend: Auf vielen Werksdächern entstehen zurzeit Fotovoltaikanlagen.
Kibag AG