FSKB Info 2022
Umweltproduktedeklaration für Bauprodukte
Nachhaltigkeitsbestrebungen rücken auch im Bauwesen, neben allen technischen Fragestellungen, immer mehr in den Vordergrund. Es gilt dabei, objektbezogen eine Optimierung der sich teilweise widersprechenden Zielsetzungen betreffend Flächenanspruch, Erwärmungspotenzial (CO2-Emissionen) und Ressourcenschonung vorzunehmen. Grundlage für die Bewertung bilden die europaweit etablierten Umweltproduktedeklarationen EPD.
Im Bauwesen rücken Nachhaltigkeitsbetrachtungen immer stärker in den Vordergrund. Damit stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die Umweltauswirkungen ihrer Produkte zu kennen und zu kommunizieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass rund drei Viertel der durch die Endnachfrage in der Schweiz verursachten Umweltbelastungen im Ausland entstehen. Dies durch importierte Güter und Rohstoffe.
Im europäischen Raum haben sich als wirkungsvolles Instrument zur Erfassung von Umwelteinwirkungen Umweltproduktedeklarationen, auch EPD (Environmental Product Declaration) genannt, etabliert. Diese werden auch in der künftigen Bauproduktegesetzgebung verankert sein. EPDs geben unter anderem Auskunft über den Energieaufwand sowie die klimaschädlichen und versauernden Emissionen, die während des Produktelebenszyklus entstehen.
Umweltproduktedeklarationen sind in der Normenreihe ISO 1402x definiert. Es gehören Umweltzeichen, Zeichen der Selbstdeklaration und die eigentlichen EPDs dazu. Sie müssen durch eine unabhängige Stelle verifiziert werden, sodass die entsprechende Unabhängigkeit der Deklaration gewährleistet ist.
Der FSKB verfügt über einen verifizierten und anerkannten Ökobilanzrechner für EPDs.
Erstellung einer EPD
Die Erstellung einer EPD erfolgt grundsätzlich mit den folgenden Schritten:
- Definition des Betrachtungsbereiches
- Datenerhebung
- Erstellen einer Ökobilanz unter Berücksichtigung der jeweiligen Produktekategorieregeln
- Erstellen eines EPD-Dokumentes mit Hintergrundbericht
- Verifizieren der EPD-Dokumente
- Publikation der EPD
Der Betrachtungsbereich orientiert sich an den Vorgaben der SN EN 15804, die die unterschiedlichen Nutzungsphasen unterscheidet. Für Bauprodukte sind in der Regel die Phasen des Produktestadiums für einen Hersteller massgeblich (siehe Grafik), denn dies sind die Phasen, auf die er Einfluss nehmen kann. Für eine Gesamtbetrachtung eines Bauwerkes obliegt es dem Bauherrn bzw. den beauftragten Planern, die Ergebnisse der EPD für alle Bauprodukte und Phasen zusammenzustellen.
Im Rahmen der Datenerhebung werden alle massgeblichen Parameter für den Produktionsprozess erhoben. Dies sind neben der Beschreibung der Produktionsanlage und des Gesamtausstosses die Mengen an Betriebsstoffen wie:
- Elektrischer Strom in den unterschiedlichen Spannungsniveaus
- Schmierstoff
- Thermische Energie aus Gas
- Thermische Energie aus Öl, Diesel
- Mineralische Abfälle zur Deponie
- Organische Abfälle zur KVA
- Sondermüll (z.B. Altöl)
- Abwasser zur ARA
- Prozesswasser
Hieraus ergeben sich die spezifischen Betriebsstoffverbräuche pro Mengeneinheit. Für die Betriebsstoffe sind in spezialisierten Datenbanken, wie z.B. ecoinvent (mit jährlicher Aktualisierung), EPDs verfügbar, die die Umwelteinwirkungen jedes Betriebsstoffes beschreiben.
Nutzungsphasen nach SN EN 15804
Grundlage für umfassende Lebenszyklusbetrachtung
Der FSKB verfügt über einen verifizierten Ökobilanzrechner für Beton-EPDs, der von der europäischen ECO Platform anerkannt ist. Mit den Berechnungen des FSKB werden Durchschnitts-EPDs für die unterschiedlichen Betonsorten nach SN EN 206 bereitgestellt. Es können auch objektspezifische Beton-EPDs erstellt werden. Die bisher erstellten EPDs zeigen einen deutlichen Einfluss von Zementmenge und Zementtyp auf die Kennwerte der EPDs. In ersten Ausschreibungen finden sich Anforderungen an die Umwelteigenschaften von Betonprodukten, die mittels EPDs nachzuweisen sind.
EPDs werden durch eine unabhängige Stelle verifiziert.
Die EPDs von Baustoffen und Bauprodukten stellen die Grundlage für eine umfassende Betrachtung und Bewertung der Umwelteinwirkungen eines Bauwerkes über den gesamten Lebenszyklus dar. Bauprodukte-EPDs können nur die Umweltemissionen erfassen, die bis zum Verlassen der Werksanlage des Herstellers entstehen. Weitere Emissionen entstehen bei Transport und Einbau. Eine vollständige Lebenszyklusbetrachtung umfasst auch Umweltemissionen, die im Zuge von Reparatur und Unterhalt und durch den Betrieb eines Bauwerkes entstehen. Zur Berücksichtigung dieser vielfältigen Einflussfaktoren liefern EPDs nach EN 15804 vergleichbare Grundlagendaten, die europaweit nach den gleichen Kriterien erstellt werden. Ein modernes Bauwerk wird im Spannungsfeld von technischen, nachhaltigen und wirtschaftlichen Randbedingungen geplant und erstellt.
Quelle: onzon, shutterstock.com