FSKB info 2023
DIE NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE DES FSKB
Der FSKB hat intensiv an seiner Nachhaltigkeitsstrategie gearbeitet und diese aktualisiert. Die FSKB-Mitglieder halten darin fest, dass sie das Prinzip der werterhaltenden Kreislaufwirtschaft konsequent umsetzen wollen. So soll der ökologische Fussabdruck, den die Bauwerke während ihres Lebenszyklus hinterlassen, reduziert werden. Martin Eberhard hat die FSKB-Arbeitsgruppe geleitet und erklärt die Hintergründe.
Herr Eberhard, warum hat der FSKB eine neue Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet?
Die Mitglieder unseres Fachverbandes haben im Laufe der vergangenen Jahre begonnen, sich am 3-Säulen-Prinzip der Nachhaltigkeit zu orientieren und eine ausgewogene Umsetzung wirtschaftlicher, umweltbezogener und sozialer Ziele anzustreben. Viele Mitglieder sind heute im Begriff, das Prinzip der werterhaltenden Kreislaufwirtschaft in ihren Geschäftsmodellen umzusetzen und so zu einer Begrenzung des ökologischen Fussabdrucks beizutragen, den die Bauwerke während ihres Lebenszyklus hinterlassen. Die neue Nachhaltigkeitsstrategie ist das Abbild dieser neusten Entwicklungen.
Als zentrales Element gilt die ressourcenschonende und werterhaltende mineralische Bau- und Rohstoffversorgung. Was umfasst das genau?
Wir fokussieren uns auf Massnahmen, auf die wir Einfluss nehmen können, und engagieren uns hauptsächlich:
- für die temporäre Bodennutzung (Rohstoffabbau, Wiederauffüllung und Rekultivierung)
- für die Biodiversität, insbesondere während des Materialabbaus
- für den Einsatz von Ressourcen zur Herstellung kreislauffähiger, qualitativ hochwertiger mineralischer Baustoffe, die wir durch Wiederaufbereitung dauerhaft im Kreislauf halten
- für die Optimierung der Materialströme und Logistik über den gesamten Wertschöpfungsprozess
- für die Ablagerung der nicht wiederverwertbaren mineralischen Bauabfälle
- in der Beratung und Entwicklung von objektspezifischen Produkten und Anwedungen
Im Weitern unterstützen wir die Wissenschaft und die Technik und fördern die Erprobung neuester Erkenntnisse sowie deren Einsatz in der Praxis.
Durch hochwertige Aufbereitung mittels Roboter können mineralische Baustoffe mehrfach im Kreislauf gehalten werden.
Wideraufbereitung von Sand als Beitrag an eine werterhaltende Kreislaufwirtschaft.
Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Bei der Rohstoffgewinnung geht es beispielsweise darum, die Chancen, welche die Natur hinsichtlich des Förderns der Biodiversität bietet, wirksam auszunutzen. Schon vor über zwanzig Jahren begannen Pionierunternehmen während des Abbaus, ökologische Ausgleichsflächen bereitzustellen. Heute finden sich in fast allen Kiesabbaustellen solche Naturoasen, in denen sich viele, auch seltene Fauna- und Floraarten ansiedeln. Viele Kiesgruben gelten als Hotspots für die Biodiversität.
Beim Planen der Bauwerke sind primär die Ingenieure und Architekten gefragt. Wir engagieren uns zugunsten einer lebenszyklusorientierten Bauwerkbetrachtung, welche die Entsorgung miteinschliesst. Wir erwarten von den Planern in den Ausschreibungen das Festlegen der Eigenschaften der Baustoffe, welche für das Gewährleisten der Nachhaltigkeit eines Bauwerks erforderlich sind. Es ist dann unsere Aufgabe, Bauprodukte so zu konzipieren, dass sie einerseits die geforderten technischen Eigenschaften erfüllen und anderseits am Nutzungsende werterhaltend in den Kreisläufen belassen werden können.
Was gab in der Arbeitsgruppe die intensivsten Diskussionen bzw. gab es grössere Differenzen in bestimmten Themen?
Beim Ausarbeiten der Strategie waren sich der Vorstand und die verschiedenen Kommissionen und Arbeitsgruppen meistens weitgehend einig, in welche Richtung der Weg in die Zukunft geht. Im konkreten Einzelfall ergaben sich aber durchaus unterschiedliche Abwägungen. Was für ein Gewicht erhalten beispielsweise zusätzliche CO2-Emissionen, die durch einen zusätzlichen Recyclingprozess oder durch zusätzliche Transportwege ausgelöst werden, um das Material zur Recyclinganlage zu bringen? Gefragt sind hier vor allem weitsichtige Unternehmen, und genau da will die Strategie unseres Fachverbandes ansetzen. Es geht vor allem darum, zugunsten einer werterhaltenden Kreislaufwirtschaft zu sensibilisieren, im Rahmen einer Gesamtbetrachtung Zusammenhänge aufzuzeigen und Handlungsoptionen mit ihren Folgen sichtbar zu machen.
Ziele und eine Strategie sind schön – entscheidend ist aber die Umsetzung. Wo will der Verband hier ansetzen?
Der Verband kann vordenken, Diskussionsplattformen anbieten und die berufliche Weiterbildung vorantreiben. Das sind auch die nächsten Schritte für den FSKB. Zudem sind wir deswegen auch daran, die Verbandsstruktur zu überdenken, und prüfen das Zusammenwachsen mit dem Verband arv Baustoffrecycling Schweiz. Bei der Umsetzung sind primär die Unternehmen vor Ort gefordert. Wir sind aber zuversichtlich, dass unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie wesentlich dazu beiträgt, dass das nachhaltige Versorgen der Bauwirtschaft mit Baustoffen in den kommenden Jahren einen noch viel grösseren Stellenwert erhalten wird, als dies heute bereits der Fall ist.
Martin Eberhard (1965) ist seit 2013 CEO der Eberhard Unternehmungen, die im Tiefbau, im Rückbau, im Recycling und in der Altlastsanierung tätig sind. Seit 3 Jahren amtet er zudem im Vorstand des FSKB. In dieser Rolle leitet er auch die Fachkommission Umwelt des Verbandes. Martin Eberhard absolvierte eine Lehre als Lastwagenmechaniker bei der Iveco. Mit 23 Jahren trat er ins Familienunternehmen ein und war verantwortlich für den Inventar- und Logistikbereich sowie die Anlagenentwicklung.