JUNG. MOTIVIERT. GESUCHT.
Aufgrund der demografischen Entwicklung in der Schweiz und der zunehmenden Akademisierung wird der Fachkräftemangel im Bauumfeld weiter zunehmen. Die Kies-, Beton- und Recyclingbranche ist darum bestrebt, junge Menschen für die eigenen Berufsfelder zu gewinnen und deren Attraktivität zu vermitteln. Hierzu helfen insbesondere die vielen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Branche.
Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt Wirtschaft und Politik zunehmend. Der Schweizerische Arbeitgeberverband SAV warnt, dass bis 2030 der Schweiz eine halbe Million Arbeitskräfte fehlen. Gemäss einer Umfrage der KOF Konjunkturforschungsstelle ist das Baugewerbe überdurchschnittlich stark betroffen. 57 % der befragten Betriebe geben an, dass das Fehlen von qualifizierten Arbeitskräften bereits heute ein Hemmnis im Alltagsgeschäft sei. Das wird auch dadurch bestätigt, dass bei der Vakanzdauer von ausgeschriebenen Stellen Jobs im Baugewerbe mitunter am längsten ausgeschrieben bleiben.
Lorena Juchler, Geologin, Holcim
«Ich unterstütze unsere Zement- und Kieswerke in geologischen Fragen, bei Berechnungen, Abbau- und Auffüllplanung. Mir gefallen die Vielfalt der Projekte und der Aus- tausch mit den verschiedenen Personen und Werken. Ich fühle mich vor allem in den technischen Arbeiten wohl, darin möchte ich mich darum gerne weiterentwickeln. Unsere Branche wird teilweise unterschätzt. Bei Kolleginnen und Kollegen, die schon lange in der Branche sind, sehe ich, dass es sehr viele spannende Optionen gibt, gerade auch in digitalen Berufsfeldern. Die Digitalisierung wird unsere Branche verändern, aber die Wichtigkeit unserer Arbeit bleibt. Kies und Beton brauchen wir alle. Ich fände es wichtig, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft über die Herkunft unserer Infrastrukturressourcen grösser wäre.»
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Das Thema ist für die Kies-, Beton- und Recyclingbranche von grosser Relevanz, zumal es keine typische Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) gibt. Die Stellen in der Branche werden meist durch Quereinsteigende besetzt. Mechaniker und Maurer sind dabei häufig anzutreffende Profile. Einmal in der Branche, gibt es viele Entwicklungsmöglichkeiten. Der FSKB und auch andere Organisationen bieten entsprechende Kurse an, die oft zu einem eidgenössischen Fachausweis (EFA) führen. Der Rohstoffaufbereiter, der Baustoffprüfer oder die Fachfrau / der Fachmann für Entsorgungsanlagen sind Beispiele hierfür. Zudem sind die Firmen selbst bestrebt, ihre Mitarbeitenden fortlaufend weiterzubilden, um die Arbeitsqualität sicher- zustellen, die über das Normenwesen vorgegeben wird.
Andrea Steffen, Lernende Strassentransport, Vigier Beton
«Ob Kipper, Sattelschlepper, Silo oder Betonmischer, überall hat meine Arbeit mit Kies oder Beton zu tun und jeder Lastwagen hat seine Besonderheiten. Ich finde es zudem spannend, wie viele verschiedene Werkstoffe aus Kies entstehen und wie viele Betonsorten mit verschiedensten Eigenschaften es gibt. Auf meine Stelle bin ich im Internet gestossen. Ich hatte vorher bereits eine Lehre als Floristin abgeschlossen. Als Lastwagenchauffeuse ist man viel alleine unterwegs und sollte daher selbstständig und pflichtbewusst sein. Zu Hause bin ich mit einem Kranwagen aufgewachsen, das Kranen fehlt mir ein wenig, aber dafür habe ich eine neue Leidenschaft für den Betonmischer gefunden. Meine Eltern fahren auch beide Lastwagen. Sie sind stolz, manchmal aber auch ein wenig neidisch, weil ich teilweise schwerer und grösser unterwegs bin als sie…»
Junge Menschen, die im Bereich Kies und Beton ihrer Arbeit nachgehen, nennen oft das Entwicklungspotenzial, das vorliegt, wenn einmal in der Branche Fuss gefasst wurde. Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Branche, auch ohne EFZ, sind umfassend. Es überrascht darum nicht, dass die Branchenfluktuation tief ausfällt. Es gilt darum, vor allem junge Menschen auf die Branche und deren Attraktivität aufmerksam zu machen.
Simon Lambert, Mitarbeiter Abteilung Materialien/Mischanlagen/F&E, Weibel AG Romandie
«Der Wunsch, in der Kiesbranche zu arbeiten, kam während meines Studiums. Ich hatte Agrarwissenschaften studiert, dann aber auf Geologie gesetzt. Zum Abschluss wollte ich ein Praktikum in einem Steinbruch absolvieren. Diese Kombination war dann optimal für meine heutige Arbeit mit Asphaltmischgut. Ich glaube, dass Neugier, Motivation und Gründlichkeit dabei wichtige Voraussetzungen sind. Technische Aspekte werden leider vermehrt an externe Büros delegiert. Die Ingenieurperspektive gilt es dennoch beizubehalten, um die Projekte erfolgreich zu leiten und scharfsinnig zu bleiben. Die grösste Herausforderung unserer Generation ist es, endliche Ressourcen zu schonen und neue Produkte zu entwickeln. Hier will ich einen Beitrag leisten, denn ohne Kies gibt es keine Strassen, Gebäude, Brücken usw.»
Hier setzen der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) und einzelne seiner Mitglieder auf Instagram sowie Tik-Tok an. Der FSKB bietet Bildungserlebnisse für Klassen, direkt in den Gruben und Werken. Viele FSKB-Mitglieder führen regelmässig einen Tag der offenen Türe durch. Zudem sind die Zukunftsaussichten im Beruf vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung vielversprechend. Die Branche ist für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet. Viele digitale Innovationen sind bereits über das Versuchsstadium hinaus oder stehen kurz vor der Einführung. Das alles hilft, um auch in Zukunft junge und motivierte Fachkräfte für die vielen Arbeiten rund um den Kiesabbau und die Betonproduktion zu gewinnen.
Beat Siegenthaler, Maschinist Recycling-Platz, Baustoffzentrum Olten/Zofingen BOZ
«Nach meiner Berufslehre als Maurer bin ich in der Baubranche geblieben. 2021 wurde ich per WhatsApp-Status auf meine heutige Stelle aufmerksam. Die Arbeit als Maschinist auf dem Recycling-Platz hat mich gereizt, um hinter die Kulissen der Produktion zu sehen. Die Abwechslung zwischen Warenannahme, Aufbereitung zu Gesteinskörnungen und allfälliger Weiterveredelung zu Asphalt oder Beton gefällt mir. Auch schätze ich die Flexibilität v.a. betreffend der Arbeitszeit sowie das gute Verhältnis und die Hilfsbereitschaft unter den Mitarbeitenden. In Zukunft wird die Digitalisierung ein grosses Thema sein. Zudem werden die Qualitätsansprüche an das Material immer höher und die Kunden erwarten hohe Flexibilität und schnelle Lieferungen. Ich möchte weiterhin in der Branche bleiben und ein bis zwei branchenbezogene Weiterbildungen absolvieren.»
Der FSKB bietet ein umfangreiches Weiterbildungsangebot an, das rege genutzt wird. So erhielten im vergangenen Jahr 48 Fachkräfte ihren EFA. Alleine im Jahr 2022 nutzten zudem über 500 Teilnehmende Kursangebote des FSKB. Zurzeit wird die Weiterentwicklung der Angebote im Verband intensiv diskutiert. Das Thema Nachhaltigkeit wird die Betonproduktion und das Thema Digitalisierung/Automatisierung die Branche generell verändern. Es gilt, die neuen Anforderungen zu antizipieren. Gleichzeitig will der Verband die hohe Arbeitsqualität und die Karriereattraktivität in der Branche weiter stärken. Zur Diskussion stehen neue Weiterbildungsangebote als Ergänzung zu bestehenden Kursen, welche die Mitarbeitenden fit für die neuen Herausforderungen machen, aber auch mehrjährige Ausbildungen mit einem anerkannten Abschluss (EFZ/EFA) sollen in Zukunft angeboten werden.